Verbreitung und Bestand
International
Die Großtrappe hat möglicherweise die größte Verbreitung aller bedrohten Vogelarten - von der Iberischen Halbinsel und Marokko am Atlantik bis zur Pazifikküste Chinas, eine Entfernung von ca. 10.000 km.
Der Weltbestand umfasst derzeit ca. 31.000 bis 36.000 Individuen, 34% weniger als 16 Jahre zuvor (Palacin & Alonso 2022). In 9 von 17 Ländern wurde ein Rückgang der Population verzeichnet. Laut der aktuellen Studie von Mimi Kessler besteht die weltweite Population schätzungsweise nur aus 29.060 – 32.449 Individuen (Kessler 2022). Der Großteil, etwa 27.987 bis 30.436 Individuen, lebt in Europa (Update zum Status der europäischen Großtrappenpopulation während des MOS5 2023 in Bratislava, Slowakei). Nicht nur die weltweite Population, sondern auch die europäische Population ist in 11 Jahren um ein Drittel zurückgegangen.
Eine Zunahme der Population konnte nur in Deutschland, Österreich, Slowakei und Ungarn durch Schutzmaßnahmen erreicht werden. Die Zentren des Vorkommens liegen in Zentralspanien, in der großen ungarischen Tiefebene und in Südrussland. Mit 22.000 bis 24.000 Individuen befindet sich mehr als die Hälfte des Weltbestandes in Spanien. Ungarn weist innerhalb der MoU-Länder (Unterzeichnerstaaten des Memorandum of Understanding on the Conservation and Management of the Middle-European Population of the Great Bustard) mit max. 1.573 Individuen im Jahr 2022 den größten Bestand auf.
Verbreitung der Großtrappe in Google Earth öffnen (erfordert Google Earth Installation)
Country |
Number of Individuals |
|||||
2004 |
2008 |
2012 |
2016 |
2020 |
2023 |
|
Albania |
? |
0 |
? |
? |
? |
0 |
Austria |
107 - 140 |
205 - 216 |
213 - 253 |
247 - 406 |
303 - 489 (2019) |
437 - 584 |
Bulgaria |
0 - 10 |
0 - 6 |
? |
0 |
0 |
0 |
Croatia |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Czech Republic |
1 - 6 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Germany |
85 |
110 |
123 |
232 |
337 |
307 |
Greece |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Hungary |
1,300 |
1,397 |
1,555 |
1,638 |
1,384 |
1,573 |
Macedonia |
? |
0 |
? |
0 |
0 |
0 |
Moldova |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Montenegro |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Portugal |
1,435 |
1,399 |
1,893 |
1,893 |
1,893 |
939 |
Romania |
? |
0 - 8 |
9 |
5 |
9 |
3-9 |
Russia |
8,000 – 10,000 |
6,000 – 12,000 |
5,000 |
5,000 – 6,000 |
5,000 – 6,000 |
1,870 |
Serbia |
30 - 36 |
35 - 38 |
3 - 5 |
11 |
8 |
9 |
Slovakia |
10 |
0 - 3 |
0 - 2 |
0 - 4 |
0 - 1 |
10 |
Spain |
23,300 |
27,500 –30,000 |
29,400 – 34,400 |
29,400 – 34,400 |
29,400 – 34,400 |
22,000 - |
Turkey |
700 – 1,200 |
762 – 1,250 |
400 – 1,000 |
400 – 1,000 |
400 – 1,000 |
559-780 |
U.K |
0 |
7 - 15 |
20 |
16 |
30 – 35 (+6 in captive breeding) |
55 |
Ukraine |
640 - 850 |
520 - 680 |
520 - 680 |
225-300 |
225-300 |
225-300 |
Total |
35,600 – 38,500 |
37,935 – 47,122 |
39,136 – 44,940 |
39,067 - 45,905 |
38,989 - 45,856 |
27,987 - |
Ursprünglich lebte die Großtrappe in Steppengebieten. Wie fossile Funde zeigen, hat die Großtrappe in Mitteleuropa bereits die nacheiszeitliche Kältesteppe besiedelt. Die später einsetzende Bewaldung von weiten Teilen Europas hat dann den Lebensraum der Art stark eingeschränkt. Seit den großflächigen Rodungen im frühen Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert, war die Großtrappe als Kulturfolger in fast ganz Europa ein gewohnter Anblick auf den Ackerfluren. Im 17. und 18. Jahrhundert erreichte sie in Europa ihre größte Verbreitung. Um 1800 lebte die Großtrappe in großen Beständen in zahlreichen weiträumig landwirtschaftlich genutzten Gebieten Europas. Die Brutvorkommen erstreckten sich im Westen bis nach England und Schottland, im Norden über Dänemark bis nach Südschweden. In Russland lag die Arealgrenze im Vergleich zur aktuellen Situation damals 500 km weiter nördlich.
Mit der Aufgabe der Dreifelderwirtschaft sank auch für die Großtrappe die Vielfalt des Nahrungsangebotes. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft und der Errichtung von Freileitungen (Mittel- und Hochspannungsleitungen) in der Neuzeit, besonders ab Mitte des 19. Jahrhunderts, setzten starke Bestandsrückgänge auf dem Kontinent ein, und zahlreiche Populationen erloschen. Ausgestorben sind die Bestände zuerst dort, wo sie an ihrer westlichen (England 1845) und nördlichen Arealgrenze (Schweden 1862) zusätzlich den für sie ungünstigen klimatischen Bedingungen ausgesetzt waren. In England hat vor wenigen Jahren ein aufwendiges Wiederansiedelungsprojekt begonnen.
Westpannonischer Raum
(schwarze Linie; 45.000 km²) in Ostösterreich (A; 8.649 km²), Ungarn (H; 22.195 km²), der Slowakei (SK; 10.176 km²) und der Tschechischen Republik (CZ; 3.971 km²). Umfangreiche Untersuchungen wurden in den 7 „Hauptuntersuchungsgebieten“ Westliches Weinviertel (WW), Marchfeld (MF), Rauchenwarther Platte (RP), Heideboden (HB), Parndorfer Platte (PP), Mosonszolnok (MS) und Hanság (HA) durchgeführt; Quelle: Raab et al. (2010).
Die westpannonische Population der Großtrappe ist von zumindest 3.500 Individuen im Jahr 1900 auf ca. 130 Individuen im Jahr 1995 zusammengebrochen. Die Gründe dafür waren die Lebensraumveränderungen, v. a. durch Intensivierung der Landwirtschaft und die Errichtung von Infrastruktureinrichtungen (insbesondere Mittel- und Hochspannungsleitungen), aber auch die Bejagung. Vom Tiefpunkt im Jahr 1996 bis zum Winter 2014/15 ist der Bestand aufgrund umfangreicher, grenzüberschreitender Schutzbemühungen wieder auf zumindest 505 Individuen angewachsen.
In den letzten Jahren ist der Bestand der westpannonischen Population der Großtrappe deutlich angestiegen. So hat sich die Zahl der Hennen von rund 80 im Jahr 1996 auf 305 im Jahr 2014 erhöht. Auch die Zahl der Hähne ist im selben Zeitraum von rund 50 auf rund 160 angewachsen.
Österreich
Die österreichischen Trappenbestände liegen am nordwestlichen Rand des drittgrößten europäischen Verbreitungskerns der Großtrappe in der Ungarischen Tiefebene. Die Schwerpunkte der österreichischen Verbreitung sind in Niederösterreich das Westliche Weinviertel, das Marchfeld sowie die Rauchenwarther Platte und im Burgenland der Heideboden, die Parndorfer Platte und der Hanság im Seewinkel.
Insgesamt ist der Bestand an Großtrappen in Österreich von etwa 700-800 Individuen gegen Mitte des 20. Jahrhunderts (1942) auf 150-170 Anfang der Siebziger (1970-1972) und etwa 100 Ende der Siebziger (1978) auf etwa 60 gegen Ende des Jahrhunderts zurückgegangen. Zur Brutzeit 2010 hält er nach leichter Bestandserholung im Weinviertel und Wiederbesiedlung von Brutplätzen im grenzübergreifenden Brutgebiet mit Westungarn wieder bei etwa 320 Individuen (Brutzeit 2014).
Seit 1995 wurden in Österreich im Rahmen des Agrar-Umweltprogramms ÖPUL (Österreichisches Programm zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft) zahlreiche spezielle Trappenschutzflächen angelegt. Ihr Ausmaß betrug im Zeitraum 1995 bis 2000 rund 300 ha und erhöhte sich ab 2003 auf rund 5.000 ha. In den letzten Jahren ist auch die Zahl der in Österreich lebenden Trappen wieder auf ca. 320 Tiere (Brutzeit 2014) angestiegen.
(Individuen zur Brutzeit) in Ostösterreich von 1940 bis 2014 (blaue Säulen) sowie die Gesamtfläche der ÖPUL-Trappenschutzflächen in Ostösterreich von 1996 bis 2014 (rote Säulen) im Überblick; Datengrundlage: Raab et al. (2010) und eigene Daten.
Im Zeitraum seit 1990 kam es in den zwei österreichischen Teilgebieten Heideboden und Westliches Weinviertel zu deutlichen Populationsanstiegen. Im Hanság, auf der Parndorfer Platte und auf der Rauchenwarther Platte ist der Bestand im selben Zeitraum auf niedrigem Niveau mehr oder weniger stabil geblieben. Im Marchfeld kam es im Zeitraum 1990 bis 2000 zu einem starken Bestandsrückgang von 25 auf 6 Individuen. Seither hat sich der Bestand auf niedrigem Niveau stabilisiert bzw. beginnt wieder leicht anzusteigen. Im Wiener Becken südlich der Donau bestanden bis in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts einige kleine Brutbestände, von denen heute nur noch einzelne Bruten auf der Rauchenwarther Platte erhalten sind. Abseits der Rauchenwarther Platte lebten im Wiener Becken um 1940 noch mehr als 100 Trappen, 1990 nur mehr 2 und seither ist der Bestand erloschen.
Tabelle: Entwicklung der Trappenbestände (Individuen) in Österreich
Westliches Wein-viertel |
March-feld | Wiener Becken |
Rauchen-warther Platte |
Heideboden (Österreich) |
Parndorfer Platte |
Mosonszolnok (Österreich) |
Hanság (Österreich) |
Ost-Österreich total |
|
ca. 1940 | 294 - 387 | >100 | ca. 20 | 300 - 400 | 700-800 | ||||
ca. 1970 | 23-27 | 55 | 15-25 | 7-8 | ca. 20 ? | 20-30 | ? | 40-50 | 150-170 |
ca. 1980 | 20-27 | 47 | 2-3 | 2 | 3-4 ? | 12 | ? | ca. 40 | ca. 130 |
1990 | 15-20 | 25 | 2 | 4 | 0 | 6 | ? | 16 | 68-73 |
1996 | 22 | 12 | 0 | 1 | 1 | 6 | 0 | 14-16 | 56-58 |
2000 | 35 | 6 | 0 | 1 | 14 | 8 | 0 | 10-14 | 74-78 |
2006 | 53 | 5 | 0 | 0 | 76-93 | 8 | 0 | 24-27 | 166-186 |
2010 | (59-)60 | 10 | 0 | 0 | 130-155 | 24-26 | 0 | 20-22 | 244-274 |
2015 | 52-53 | 6-7 | 0 | 0 | 135-293 | 5-28 | 0 | 13-26 | 211-407 |
2019 | 51-52 | 9 | 0 | 0 | 220-386 | 17-21 | 0 | 15-30 | 312-498 |
Quelle: Raab et al. (2010) and eigene Daten.
Im Dezember 2002 hielten sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder rund 200 Großtrappen in Österreich auf, da sich auch ein Teil der grenznahen ungarischen und slowakischen Trappenpopulation in den attraktiven Wintereinstandsgebieten im Burgenland einfand. Im Jänner und Februar 2004 konnten sogar 219 Großtrappen in Österreich gezählt werden, 176 davon alleine im Nordburgenland. Zum selben Zeitpunkt hielten sich weitere 32 Trappen im grenznahen ungarischen Trappengebiet auf. Somit umfasste die westpannonische Teilpopulation, also die länderübergreifende österreichisch-ungarisch-slowakisch-tschechische Population, im Winter 2003/2004 insgesamt mindestens 251 Großtrappen.
Im Februar 2014 konnten insgesamt 505 Großtrappen gezählt werden. Somit hat sich der Winterbestand der westpannonischen Population im Zeitraum von 1995/1996 bis 2014/2015 von 129 auf zumindest 505 erhöht. So viele Großtrappen wurden in dieser Region schon mehr als 35 Jahre nicht mehr beobachtet!
In den letzten Wintern hielt sich fast der gesamte Bestand der westpannonischen Population in den attraktiven Wintereinstandsgebieten in Niederösterreich und im Burgenland auf, somit waren in den letzten Wintern seit langer Zeit wieder deutlich mehr als 300 Großtrappen in Österreich anzutreffen.
Detaillierte Informationen über die Bestandsentwicklung der Großtrappe in Österreich bzw. der gesamten westpannonischen Population finden Sie in dem Artikel von Raab et. al (2010), der im März 2010 in der Egretta, der wissenschaftlichen Zeitschrift von BirdLife Österreich, erschienen ist. Darin finden sich auch Informationen zu den bisher umgesetzten Schutzprojekten.
Zitat: Raab, R., Kollar, H. P., Winkler, H., Faragó, S., Spakovszky, P., Chavko, J., Maderič, B., Škorpíková, V., Patak, E., Wurm, H., Julius, E., Raab S. and Schütz, C. (2010): Die Bestandsentwicklung der westpannonischen Population der Großtrappe, Otis tarda Linnaeus 1758, von 1900 bis zum Winter 2008/2009. Egretta 51: 74-99.
Egretta im März 2010 (pdf, 1,2 MB)
Zahlreiche Informationen und Bilder finden sie in dem Bildband „Die Großtrappe in Mitteleuropa. Erfolgreicher Schutz der westpannonischen Population“ von Raab, R., Kovacs, F. J., Julius, E., Raab, S., Schütz, C., Spakovszky, P. und Timar, J., der im Jahr 2010 im Rahmen des LIFE Projektes Großtrappe in einer Auflage von 1.500 Stück hergestellt und dessen Druckkosten vom Projektpartner Austrian Power Grid AG übernommen wurden.
Zitat: Raab, R., Kovacs, F. J., Julius, E., Raab, S., Schütz, C., Spakovszky, P. und Timar, J. (2010): Die Großtrappe in Mitteleuropa. Erfolgreicher Schutz der westpannonischen Population. APG, Wien, 304 S.
Bildband „Die Großtrappe in Mitteleuropa. Erfolgreicher Schutz der westpannonischen Population“:
Part 1: Hardcover (1,2 MB)
Part 2: Kern (16,5 MB)